Erste Begegnung
Welt-Literaturpreis
für Schlink (Auszug
aus der Welt-Website)
Von Tilman Krause Das hat es seit den Tagen der Gruppe 47 nicht mehr gegeben: einen deutschen Roman, den wirklich alle gelesen haben - die literarischen Feinschmecker ebenso wie der kulturhungrige Friseur. Der Gesprächsstoff liefert für Podien wie für Partys. Der das europäische, nordamerikanische Publikum gleichermassen erreicht und bewegt wie das hiesige. Ein deutscher Roman, über den man redet, streitet, diskutiert, weil er Fragen aufwirft, die bei uns niemanden gleichgültig lassen: Fragen nach dem Umgang mit der NS-Geschichte, Fragen nach dem Verständnis der Kulturrevolution von 1968. Ganz ohne Zeigefinger, vollkommen frei vom Gutmenschen-Geraune, sich selbst von keinerlei Schuld oder Verantwortung dispensierend. Dazu verpackt in eine spannende Geschichte, die bevölkert wird von faszinierenden Figuren. Die elegant erzählt ist und ohne exzentrische Mätzchen auskommt, getreu der Schopenhauer'schen Maxime: Bester Stil ist der, wirklich etwas zu sagen zu haben. Dieser Roman, lang ersehnt, heiß erfleht, ist 1995 erschienen und hat sich in Deutschland mittlerweile 500 000 mal verkauft. Er wurde in 25 Sprachen übersetzt und kam in diesem Frühjahr als erster deutscher Roman überhaupt auf die Bestseller-Liste der "New York Times". Eine Auflage von 750 000 Exemplaren sicherte ihm auch in Amerika eine Aufmerksamkeit, die deutsche Literatur dort sonst nicht mehr genießt. Der Roman heißt "Der Vorleser". Sein Autor ist Bernhard Schlink. |