 
"Kenntnisse bringen viele Vorteile"

VON H.
MÜLLER-HILLEBRAND,
18.09.01, 18:53h, aktualisiert 21:17h
Für das Latinum plädiert Wolfgang Lebek, Professor
für Klassische Philologie an der Universität zu
Köln.
KÖLNER
STADT-ANZEIGER: Welchen Sinn macht es heute noch,
Latein für Fächer wie Deutsch und Englisch zu
lernen?
WOLFGANG LEBEK: Der
Sinn besteht darin, dass man etwas anderes macht als
das Minimum. Es ist kein Zufall, dass das
Lateinische sich so lange gehalten hat. Latein ist
das Element der Bildung aller früheren Jahrhunderte.
Latein
nur wegen der Tradition?
LEBEK: Nein, Latein
verschafft auch bis zu einem gewissen Grad die
Befähigungen, die für das Ganze notwendig sind. Man
kann vieles lesen, ohne Latein zu können - aber eben
nicht alles. Außerdem ist das Lateinische etwas
eminent Europäisches - denken Sie an die lateinische
Schrift und den Kalender. Wer Latein beherrscht, hat
die Möglichkeit erhalten, Europa zu verstehen.
Latein
während des Studiums nachzuholen, verlängert die
Studienzeit. Die soll doch verkürzt werden.
LEBEK: Ich gebe zu,
dass das eine Belastung ist, aber man kann auch
etwas gewinnen. Studenten bestätigen immer wieder,
dass sie große Vorteile von den Lateinkenntnissen
haben - vor allem in den Sprachen. Völlig
unzeitgemäß wäre es, das einfach alles abzuwerfen.
Nicht
überall wird Latein verlangt. Kein Problem für Sie?
LEBEK: Doch, ich
halte die unterschiedlichen Regelungen in den
Ländern für schädlich. Das Hauptproblem liegt aber
in den Schulen. Sie informieren naiv und falsch und
stehlen den Studierenden dadurch schöne Jahre.
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