Latein: Die Qual der Wahl

 


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Kleines oder Großes Latinum?


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Was Lateinanforderungen betrifft, herrscht an deutschen Universitäten großes Durcheinander. Die Prüfungen jedoch sind überall ähnlich schwierig. Wir beschreiben, wie viel Latein für welches Fach an der Kölner Uni und für das Lehramt in ganz NRW verlangt wird.

Wehe dem, der sich in verschiedenen Bundesländern oder - noch schlimmer - an verschiedenen Universitäten über die Lateinanforderungen im Studium informieren möchte. Er steht vor einem schwierigen Unterfangen, denn die Regelungen sind höchst unterschiedlich.

Die Verwirrung beginnt schon mit den Bezeichnungen. Während früher nur zwischen Kleinem und Großem Latinum unterschieden wurde, tauchen heute - je nach Bundesland und Universität - als zusätzliche Differenzierungen noch die Begriffe „Lateinkenntnisse“ und „Latinum“ auf. „Lateinkenntnisse“ entsprechen dabei meist den Anforderungen des Kleinen Latinum, das „Latinum“ wiederum steht eher auf dem Niveau des Großen Latinum. Als bundeseinheitlich anerkannte Qualifikation gilt heute nur noch das Latinum. Es wird mit dem Abiturzeugnis ausgestellt, sofern man an der Schule zwischen drei und sechs Jahren (je nach Jahrgangsstufe und Belegung von Grund- oder Leistungskursen) Lateinunterricht mit mindestens ausreichendem Erfolg genossen hat. In Nordrhein-Westfalen wird darüber hinaus auch ein Kleines Latinum bescheinigt, wenn man eine geringere Anzahl von Jahren Lateinunterricht vorweisen kann.

Wer das Latinum nachholen muss, hat eine Ergänzungsprüfung zum Abitur bei einer Bezirksregierung abzulegen. Die Anforderungen hier sind ähnlich denen einer Abiturprüfung. In der Regel ist ein Cicero-Text mit einer Länge von rund 180 Wörtern in drei Stunden schriftlich zu übersetzen, wobei als einziges Hilfsmittel ein Wörterbuch zugelassen ist. Wird diese Prüfung mit mindestens „mangelhaft“ abgeschlossen, folgt eine mündliche Prüfung von 20 Minuten Dauer. Hier müssen - bei einer Vorbereitungszeit von 30 Minuten - erneut ein Text von etwa 50 Wörtern übersetzt sowie Fragen zur lateinischen Grammatik und römischen Geschichte beantwortet werden. Beide Prüfungen insgesamt müssen das Urteil „ausreichend“ ergeben - sonst ist man durchgefallen. Und das sollte man nicht zu oft, denn bundesweit gibt es für die Latinum-Prüfung nur zwei Versuche - eine dritte Chance wird nur in Härtefällen gestattet.

Für Prüfungen für das höhere Lehramt gelten jeweils landeseinheitliche Regelungen. So erwartet in Nordrhein-Westfalen die schwierige Latinum-Prüfung alle diejenigen, die eines der Fächer Deutsch, Englisch, Französisch, Geschichte, Griechisch, Italienisch, Latein, Niederländisch, Religionslehre, Russisch oder Spanisch an Gymnasien unterrichten wollen. Auch wer Philosophie in der Oberstufe lehren will, benötigt das Latinum - es sei denn, er kann anstelle dessen das Graecum vorweisen. In Baden-Württemberg und Niedersachsen dagegen bleiben die angehenden Deutsch-Lehrer vom Latinum verschont, in Berlin sind die Lateinanforderungen auch für Geschichte, Englisch und Französisch niedriger und können teilweise durch Französischkenntnisse ersetzt werden.

Ganz anders bei den Magisterstudien. Hier haben die Universitäten bei der Festsetzung der Sprachanforderungen freie Hand. In der Konsequenz bedeutet das zweierlei: Erstens gelten für dieselben Fächer an verschiedenen Universitäten oft unterschiedliche Anforderungen. Zweitens müssen betroffene Magisterkandidaten das Latinum nicht zwingend bei der Bezirksregierung ablegen, sondern „nur“ eine universitätsinterne Prüfung bestehen, die von Hochschule zu Hochschule verschieden bezeichnet wird.

An der Universität zu Köln stehen das so genannte „fakultätsinterne Kleine Latinum“ (zwei Latein-Kurse samt abschließender schriftlicher Prüfung) sowie das „fakultätsinterne Große Latinum“ (drei Latein-Kurse mit insgesamt zwei schriftlichen Prüfungen) zur Wahl. Das Kleine Latinum muss hier ablegen, wer Ägyptologie, Germanistik, Anglistik, Geschichte, Indologie und Tamilistik, Judaistik, Musikwissenschaft, Niederländische Philologie, Altorientalische Philologie, Philosophie, Regionalwissenschaften mit dem Schwerpunkt Lateinamerika, Romanische Philologie, Historisch-Vergleichende Sprachwissenschaft oder Ur- und Frühgeschichte studiert. Außerdem benötigen es Studierende mit den Nebenfächern Klassische Archäologie, Archäologie der römischen Provinzen, Klassische Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte oder Slavische Philologie (mit den Schwerpunkten West- oder Südslavische Philologie). Hat man die Klassische Archäologie, die Archäologie der römischen Provinzen oder Kunstgeschichte als Hauptfach, wird das Große Latinum fällig. Dieses gilt darüber hinaus auch für die Fächer Byzantinistik und Neugriechische Philologie, Griechische Philologie und Katholische Theologie (mit den Schwerpunkten Biblische oder Systematische Theologie). So lästig sie auch sein mögen, einen Vorteil haben die universitätsinternen Latein-Prüfungen gegenüber der Latinum-Prüfung: Sie können beliebig oft wiederholt werden.

Weitere Informationen für die Kölner Universität gibt es bei den Internet-Angeboten der Zentralen Studienberatung und des Instituts für Altertumskunde.



 

 

 

 

 

                                                          

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